Als es heute Nachmittag bei mir klingelte, da traute ich meinen Augen kaum. Vor meiner Tür stand die Blaue Elise. Ich bat sie herein und sie mich um ein Porträt. Wir aßen Blaubeerkuchen, tranken grünen Tee und genossen die blaue Stunde. Gemalt habe ich sie nicht, wozu gibt es denn Fotos?
Gestern war ich zum Klassentreffen- herrlich. Wir schwelgten in vergilbten Erinnerungen und schwarzweiß Fotos wurden herumgereicht. Einige so unscharf, dass man kaum erkennen konnte, wer darauf abgebildet war. Was waren wir damals grün hinter dem Ohren! Wer hatte wann, was geschwänzt und einfach blau gemacht? Ein schönes Bild war zu sehen: Der, der früher für jemanden ein rotes Tuch war, war heute mit ihm ins Gespräch vertieft. Ist das Altersweisheit?
Wo kommen sie her, was ist ihre Geschichte? Ich war in einer Ausstellung, die in einem ausgedienten Krankenhauskomplex dargeboten wurde. Dort fand ich eine ganz eigene, seltsame Atmosphäre. Ihr könnt Euch das sicher vorstellen: verlassene OP-Säle, verwaiste Flure, verwitwete Räume, die keiner mehr braucht. Hier und da stumme Zeitzeugen, die sich beim Nichtstun langweilen. Gähnende Leere räkelt sich in alten Dienstzimmern. Abgestandene Luft und stumpfer Zeitstaub lauern überall.
Zuerst hatte ich ja nur Augen für die dort ausgestellte Kunst. Aber dann sah ich durch den Sucher meiner Handy-Kamera. Und siehe da, es waren mal wieder meine Bilder, die überall sind. Man muss sie nur sehen.
Schaut mal, ich habe ein X am Himmel entdeckt. Da darf ich mir sicher etwas wünschen…
Wer meine Bilder sieht, könnte meinen ich mag nur Blau und Grün. Weit gefehlt. Nur ein Beispiel: Am liebsten trage ich schwarze Klamotten. Lange Zeit fand ich Grau langweilig, meine Einstellung zu Beige kennt ihr. Nun merke ich, dass ich anfange Grau schick und kleidsam zu finden. Ist das der Anfang vom Ende? Hat das mit dem Alter zu tun? Was kommt als nächstes? Ist Grau das Beige des Mittelalters?